Horoskope von historischen Persönlichkeiten

Bloody Mary

 Deep Space leuchtende Sterne am Nachthimmel, Konstellation Sternenfeld, Galaxie

Vor etwas mehr als 500 Jahren, am 18. Februar 1516 um 4:13 LMT, wurde in Greenwich bei London Mary Tudor geboren, die später – 1553 - die erste gekrönte Königin Englands aus eigenem Recht (also nicht als Frau eines Königs) wurde. Trotz dieses Geburtsdatums, das noch dem Julianischen Kalender entstammt, der bis 1582 gültig war, ist sie eine Vertreterin des Fische-Zeichens, denn nach dem Gregorianischen Kalender wäre ihr Geburtstag 10 Tage später, also am 28. Februar. Dass wir ihre Geburtszeit so genau kennen, ist der Tatsache geschuldet, dass Geburten in Königshäusern seit jeher ganz genau aufgezeichnet wurden.

Mary war die Tochter von König Heinrich VIII. von England und seiner ersten Gemahlin Katharina von Aragon, somit überhaupt sein erstes Kind, das seine Kindheit überlebte (4 ältere Geschwister Marys verstarben im Kindesalter). Da ihm Katharina aber nicht den erhofften Thronfolger schenken konnte, verstieß Heinrich sie und ließ die Ehe mit ihr annullieren, um seine Geliebte Anne Boleyn zu heiraten. Das war allerdings nur möglich, da er sich nicht um die Meinung der katholische Kirche und des Papstes kümmerte, sondern eine eigene Kirche – die anglikanische – gründete, zu deren Oberhaupt er sich selbst machte.

Nachdem seine erste Ehe für nichtig erklärt worden war, verbot Heinrich Mary, die nach wie vor in einem eigenen Haushalt am Hof lebte, jeglichen Kontakt zu ihrer Mutter Katharina. An dieses Verbot hielten sich die beiden jedoch nicht, sondern korrespondierten heimlich miteinander. Ein Wiedersehen zwischen Mutter und Tochter gab es allerdings bis zu Katharinas Tod im Jahr 1536 nicht mehr.

Astrologische Interpretation:

Mary Tudor, die Tochter König Heinrichs VIII. von England und seiner ersten Frau Katharina von Aragon wurde mit einer Fische-Sonne und einem Steinbock-Aszendenten geboren.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass Mary Tudor exakt bei Vollmond geboren wurde. Gegenüber ihrer Fische-Sonne steht der Mond im Zeichen Jungfrau. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Persönlichkeit sichtbar gemacht und erhellt wird, was den Betreffenden viel Objektivität verleihen soll. Mit einer Fische-Sonne im 2. Haus hat sie eigentlich ein sehr schwaches Selbstwertgefühl, ist aber sensibel, einfühlsam und phantasievoll. Dazu drückt der Mond im Jungfrau-Zeichen einen Charakter aus, der bescheiden, angepasst und fürsorglich ist, sich unauffällig verhält und nicht in den Vordergrund drängt. Sie braucht das Gefühl, nützlich zu sein und gebraucht zu werden und ist imstande, sich durch Einordnung und Anpassung selbst zu finden. Auch wenn sie ihre persönlichen Bedürfnisse auf ein Minimum reduzieren kann, wird sie jedoch immer wieder ohne eigenes Zutun in Auseinandersetzungen hineingezogen. Die Vollmond-Stellung ist aber auch ein Hinweis auf sehr gegensätzliche Elternteile, deren Beziehung problematisch ist, da Sonne und Mond ja einander gegenüberstehen.

Bei der Trennung ihrer Eltern war Mary 15 Jahre alt, und während sie von ihrer Mutter die ganze Kindheit hindurch geliebt und gefördert wurde, verhielt sich ihr Vater, der König, ihr gegenüber zweideutig. Einerseits gewährte er seiner Tochter das Privileg eines eigenen Hofstaats im Fürstentum Wales, ernannte sie aber nicht zur Fürstin von Wales, was die offizielle Thronfolge bedeutet hätte. Später, als Mary ihn nicht als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche anerkennen wollte, der die Annullierung seiner ersten Ehe mit Katharina und die zweite Eheschließung mit Anne Boleyn durchgesetzt hatte, degradierte er seine älteste Tochter und machte sie zeitweilig sogar zur Hofdame seiner neugeborenen zweiten Tochter Elizabeth. So drückt die gespannte Sonne-Mond-Position auch aus, dass Mary von ihrem Vater nicht als vollwertig akzeptiert wurde. Ihr ganzes Leben kämpft sie darum, von ihm anerkannt zu werden und den ihr zustehenden Wert verliehen zu bekommen, allerdings dauert es sehr lange, bis sie dem Druck nachgibt und sowohl die Anglikanische Kirche als auch die Ungültigkeit der Ehe ihrer Eltern und ihren eigenen Status als Bastard akzeptiert. Diese Unterwerfung sichert ihr aber letzten Endes die spätere Thronfolge.

Der Mond in Marys Horoskop steht im 8. Haus und verstärkt dadurch die Werte-Thematik, die sich ganz essentiell durch Marys Leben zieht. Die Verbundenheit mit dem katholischen Gott ihrer Kindheit bedeutet für sie den höchsten Wert in ihrem Leben, dafür ist sie bereit, auch Einschränkungen hinzunehmen. Dieses Urvertrauen in ihre religiöse Heimat (Mond Sextil Jupiter in Krebs) hat Mary ebenso von ihrer Mutter Katharina mitbekommen wie eine intensive Wahrnehmungsfähigkeit für alles, was um sie herum vorgeht (Mond in 8).

Die problematische Kindheit hat in Mary gewiss eine tiefe emotionale Unsicherheit hinterlassen (Mond Quadrat Saturn), sie hat gelernt, ihr Gesicht zu wahren und möglichst keine Gefühle zu zeigen. Doch Saturn an der Spitze des 12. Hauses ist gleichzeitig Marys Geburtsherrscher und verleiht ihr einen ungeheuren Ehrgeiz sowie die Sehnsucht nach Anerkennung und Erfolg. Wenn nötig, kann sie sich klein, fast unsichtbar machen (Geburtsherrscher in 12), z.B. als sie zur Hofdame ihrer Halbschwester Elizabeth gemacht wurde, doch sie spürt, dass ihre Zeit noch kommen wird.

Mit einem Aszendenten in Steinbock wirkt Mary nach aussen wahrscheinlich ziemlich ernst, verschlossen, misstrauisch und unzugänglich. Sie ist wenig risikofreudig und geht neue Dinge mit Vorsicht an, erlebt immer wieder Phasen von Mutlosigkeit und Selbstzweifeln, hat aber einen langen Atem, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen, denn sie ist bereit zum Verzicht und hat den Mut und die Kraft, Widerstände zu überwinden. Ihr Energieeinsatz ist auf den Endzweck, das heisst, die eigene Thronbesteigung, ausgerichtet.

Zwei Planeten unterstützen in Marys Horoskop diese Entschlossenheit und Beharrlichkeit, zum einen Pluto, der MC-Herrscher, der zwar im 12. Haus aber doch sehr nahe am Aszendenten steht und ihr Intensität und Hintergründigkeit verleiht sowie die Bereitschaft, für ihre Ziele Druck bis zur Zerstörung auszuüben, auch auf sich selbst; der zweite unterstützende Planet ist Mars im ersten Haus und in Aszendenten-Nähe. Mars steht stark, sowohl im Steinbock-Zeichen als auch im ersten Haus, wo es um die Durchsetzung der eigenen Interessen geht, welche Mary fast rücksichtslos in Angriff nimmt. Mars steht auch im Sextil zum MC, ist also ein weiterer Hinweis darauf, dass Mary alles unternimmt, um ihre Ziele zu erreichen, und dass ihr das auch gelingen wird. Sie verfügt über grosse Ausdauer und Selbstdisziplin, um ihre Pläne auch zu Ende zu bringen.

Trotz ihres Ernstes hatte Mary wahrscheinlich eine suggestive Ausstrahlung auf ihre Umgebung, die wohl die starke Energie hinter ihrer Beharrlichkeit spürte. Diese Frau verfolgte ihren Weg mit einem untrüglichen Instinkt und überstand alle Niederlagen und Demütigungen durch ihren Vater, aus denen sie dank Pluto gestärkt hervorging.

Es ist klar, dass eine Person ihres Ansehens und ihrer (späteren) Position als Königin eine Partnerwahl nach politischen Erwägungen treffen, also eine Zweckbeziehung eingehen muss. Darauf weist das Quadrat zwischen der romantischen Fische-Venus und Saturn hin. Umso erstaunlicher, dass sie sich in ihren Ehemann Philipp II., den Sohn Kaiser Karls V.,  den sie am 25. Juli 1554 heiratete, wirklich verliebt hat. Dass diese Beziehung trotz des Arrangements schicksalhaft war, können wir aus dem harten Dreieck ersehen, das Venus und Saturn zum aufsteigenden Mondknoten bilden. So verbirgt sich also hinter der harten Schale ein weiches, liebendes Herz.

Ihre starke Religiosität und damit verbunden das unbeirrbare Festhalten an ihrem katholischen Glauben, das ihr zunächst den Verlust ihrer Privilegien und vieler Freunde bescherte, können wir an mehreren Horoskop-Merkmalen ausmachen: da ist zunächst die Fische-Sonne in einem weiten Quadrat zu Saturn in Schütze, was sie an den Prinzipien des Glaubens festhalten und sie die Verantwortung für die ihr richtig erscheinende Religion tragen liess, ferner das grosse Trigon zwischen Sonne, Jupiter und dem MC, das ihr nicht nur Erfolg für die ihr zugewiesene Aufgabe und Position als Königin brachte, sondern auch für die Religionsausübung als politische Richtung sowie ihren ganz persönlichen Lebensweg. Dass sie das Volk zunächst dafür motivieren und sogar begeistern konnte, ist aus dem die Trigonfigur ergänzenden Glücksdrachen ersichtlich, der den Mond (also das Volk) an der Spitze hat, sodass sie aus der anfänglichen Unterstützung des Volkes ihre ganz persönliche Befriedigung beziehen konnte (Mond Trigon Aszendent).

Der in die Opposition zu Pluto hinlaufende Jupiter zeigt allerdings nicht nur einen unbeirrbaren Glauben, sondern auch einen Hang zum Fanatismus. Dass es ihr an der nötigen Objektivität in Glaubensfragen fehlt, sehen wir auch an der Stellung des Neptun im 1. Haus.

Am Interessantesten ist ja vielleicht die Frage, wo in Marys Horoskop etwas zu sehen ist, was auf ihre behauptete Grausamkeit bei der Verfolgung von Protestanten hinweist und ihr den wenig schmeichelhaften Beinamen „Bloody Mary“ einbrachte. Mit Pluto in Aszendenten-Nähe hat sie zwar eine suggestive Wirkung nach aussen, fühlt sich aber oft unter Druck gesetzt, oder setzt sich selbst unter Druck, um ihren zwingenden Vorstellungen gerecht zu werden. Dabei wird sie von anderen zwangsläufig als mächtig und auch willensstark (Mars in 1) erlebt. Sie handelt jedoch nicht aus Boshaftigkeit, sondern fühlt sich zu ihrem Handeln verpflichtet (Mond Quadrat Saturn). Gleichzeitig spürt sie die Verantwortung, ihren Glauben mit allen Mitteln bei ihren Untertanen durchzusetzen (Jupiter Opposition Pluto am Aszendenten). Zu Beginn ihrer Herrschaft war Mary jedoch entgegen ihrem Ruf an Verständigung und Toleranz interessiert, erst als sich grosse Widerstände gegen die Wiedereinführung des Katholizismus vor allem in Adelskreisen regten, ordnete sie die Verfolgung und Hinrichtung dieser „Ketzer“ an.

Mit einem Wassermann-Merkur sollte Marys Denken und ihre Interessen eigentlich ungewöhnlich und originell sein, doch mit Merkur in Konjunktion mit Neptun steht auch hier wieder das Religiöse im Vordergrund. Auf ihre Umgebung wirkte sie aber vermutlich widerspenstig und borniert, da sie von ihren Ideen nicht abgehen wollte. Als Herrscherin führte sie jedoch einige wirtschaftliche Neuerungen ein, reformierte das Zoll- und Monopolsteuerwesen gravierend und versuchte, neue Märkte in Übersee zu erschließen. Davon profitierte jedoch vor allem ihre Nachfolgerin Elizabeth I.

In ihren letzten Jahren war Mary kränklich, sie litt an Fieberschüben, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Sie starb am 17. November 1558 mit 42 Jahren an den Folgen einer Influenza. Ihr Kinderwunsch war unerfüllt geblieben.

Sigrid Farber, Astromaster®