Vor etwas mehr als 500 Jahren, am 18. Februar 1516 um 4:13 LMT, wurde in Greenwich bei London Mary Tudor geboren, die später – 1553 - die erste gekrönte Königin Englands aus eigenem Recht (also nicht als Frau eines Königs) wurde. Trotz dieses Geburtsdatums, das noch dem Julianischen Kalender entstammt, der bis 1582 gültig war, ist sie eine Vertreterin des Fische-Zeichens, denn nach dem Gregorianischen Kalender wäre ihr Geburtstag 10 Tage später, also am 28. Februar. Dass wir ihre Geburtszeit so genau kennen, ist der Tatsache geschuldet, dass Geburten in Königshäusern seit jeher ganz genau aufgezeichnet wurden.
Mary war die Tochter von König Heinrich VIII. von England und seiner ersten Gemahlin Katharina von Aragon, somit überhaupt sein erstes Kind, das seine Kindheit überlebte (4 ältere Geschwister Marys verstarben im Kindesalter). Da ihm Katharina aber nicht den erhofften Thronfolger schenken konnte, verstieß Heinrich sie und ließ die Ehe mit ihr annullieren, um seine Geliebte Anne Boleyn zu heiraten. Das war allerdings nur möglich, da er sich nicht um die Meinung der katholische Kirche und des Papstes kümmerte, sondern eine eigene Kirche – die anglikanische – gründete, zu deren Oberhaupt er sich selbst machte.
Nachdem seine erste Ehe für nichtig erklärt worden war, verbot Heinrich Mary, die nach wie vor in einem eigenen Haushalt am Hof lebte, jeglichen Kontakt zu ihrer Mutter Katharina. An dieses Verbot hielten sich die beiden jedoch nicht, sondern korrespondierten heimlich miteinander. Ein Wiedersehen zwischen Mutter und Tochter gab es allerdings bis zu Katharinas Tod im Jahr 1536 nicht mehr.
Astrologische Interpretation:
Mary Tudor, die Tochter König Heinrichs VIII. von England und seiner ersten Frau Katharina von Aragon wurde mit einer Fische-Sonne und einem Steinbock-Aszendenten geboren.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass Mary Tudor exakt bei Vollmond geboren wurde. Gegenüber ihrer Fische-Sonne steht der Mond im Zeichen Jungfrau. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Persönlichkeit sichtbar gemacht und erhellt wird, was den Betreffenden viel Objektivität verleihen soll. Mit einer Fische-Sonne im 2. Haus hat sie eigentlich ein sehr schwaches Selbstwertgefühl, ist aber sensibel, einfühlsam und phantasievoll. Dazu drückt der Mond im Jungfrau-Zeichen einen Charakter aus, der bescheiden, angepasst und fürsorglich ist, sich unauffällig verhält und nicht in den Vordergrund drängt. Sie braucht das Gefühl, nützlich zu sein und gebraucht zu werden und ist imstande, sich durch Einordnung und Anpassung selbst zu finden. Auch wenn sie ihre persönlichen Bedürfnisse auf ein Minimum reduzieren kann, wird sie jedoch immer wieder ohne eigenes Zutun in Auseinandersetzungen hineingezogen. Die Vollmond-Stellung ist aber auch ein Hinweis auf sehr gegensätzliche Elternteile, deren Beziehung problematisch ist, da Sonne und Mond ja einander gegenüberstehen.
Bei der Trennung ihrer Eltern war Mary 15 Jahre alt, und während sie von ihrer Mutter die ganze Kindheit hindurch geliebt und gefördert wurde, verhielt sich ihr Vater, der König, ihr gegenüber zweideutig. Einerseits gewährte er seiner Tochter das Privileg eines eigenen Hofstaats im Fürstentum Wales, ernannte sie aber nicht zur Fürstin von Wales, was die offizielle Thronfolge bedeutet hätte. Später, als Mary ihn nicht als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche anerkennen wollte, der die Annullierung seiner ersten Ehe mit Katharina und die zweite Eheschließung mit Anne Boleyn durchgesetzt hatte, degradierte er seine älteste Tochter und machte sie zeitweilig sogar zur Hofdame seiner neugeborenen zweiten Tochter Elizabeth. So drückt die gespannte Sonne-Mond-Position auch aus, dass Mary von ihrem Vater nicht als vollwertig akzeptiert wurde. Ihr ganzes Leben kämpft sie darum, von ihm anerkannt zu werden und den ihr zustehenden Wert verliehen zu bekommen, allerdings dauert es sehr lange, bis sie dem Druck nachgibt und sowohl die Anglikanische Kirche als auch die Ungültigkeit der Ehe ihrer Eltern und ihren eigenen Status als Bastard akzeptiert. Diese Unterwerfung sichert ihr aber letzten Endes die spätere Thronfolge.
Der Mond in Marys Horoskop steht im 8. Haus und verstärkt dadurch die Werte-Thematik, die sich ganz essentiell durch Marys Leben zieht. Die Verbundenheit mit dem katholischen Gott ihrer Kindheit bedeutet für sie den höchsten Wert in ihrem Leben, dafür ist sie bereit, auch Einschränkungen hinzunehmen. Dieses Urvertrauen in ihre religiöse Heimat (Mond Sextil Jupiter in Krebs) hat Mary ebenso von ihrer Mutter Katharina mitbekommen wie eine intensive Wahrnehmungsfähigkeit für alles, was um sie herum vorgeht (Mond in 8).
Die problematische Kindheit hat in Mary gewiss eine tiefe emotionale Unsicherheit hinterlassen (Mond Quadrat Saturn), sie hat gelernt, ihr Gesicht zu wahren und möglichst keine Gefühle zu zeigen. Doch Saturn an der Spitze des 12. Hauses ist gleichzeitig Marys Geburtsherrscher und verleiht ihr einen ungeheuren Ehrgeiz sowie die Sehnsucht nach Anerkennung und Erfolg. Wenn nötig, kann sie sich klein, fast unsichtbar machen (Geburtsherrscher in 12), z.B. als sie zur Hofdame ihrer Halbschwester Elizabeth gemacht wurde, doch sie spürt, dass ihre Zeit noch kommen wird.
Mit einem Aszendenten in Steinbock wirkt Mary nach aussen wahrscheinlich ziemlich ernst, verschlossen, misstrauisch und unzugänglich. Sie ist wenig risikofreudig und geht neue Dinge mit Vorsicht an, erlebt immer wieder Phasen von Mutlosigkeit und Selbstzweifeln, hat aber einen langen Atem, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen, denn sie ist bereit zum Verzicht und hat den Mut und die Kraft, Widerstände zu überwinden. Ihr Energieeinsatz ist auf den Endzweck, das heisst, die eigene Thronbesteigung, ausgerichtet.
Zwei Planeten unterstützen in Marys Horoskop diese Entschlossenheit und Beharrlichkeit, zum einen Pluto, der MC-Herrscher, der zwar im 12. Haus aber doch sehr nahe am Aszendenten steht und ihr Intensität und Hintergründigkeit verleiht sowie die Bereitschaft, für ihre Ziele Druck bis zur Zerstörung auszuüben, auch auf sich selbst; der zweite unterstützende Planet ist Mars im ersten Haus und in Aszendenten-Nähe. Mars steht stark, sowohl im Steinbock-Zeichen als auch im ersten Haus, wo es um die Durchsetzung der eigenen Interessen geht, welche Mary fast rücksichtslos in Angriff nimmt. Mars steht auch im Sextil zum MC, ist also ein weiterer Hinweis darauf, dass Mary alles unternimmt, um ihre Ziele zu erreichen, und dass ihr das auch gelingen wird. Sie verfügt über grosse Ausdauer und Selbstdisziplin, um ihre Pläne auch zu Ende zu bringen.
Trotz ihres Ernstes hatte Mary wahrscheinlich eine suggestive Ausstrahlung auf ihre Umgebung, die wohl die starke Energie hinter ihrer Beharrlichkeit spürte. Diese Frau verfolgte ihren Weg mit einem untrüglichen Instinkt und überstand alle Niederlagen und Demütigungen durch ihren Vater, aus denen sie dank Pluto gestärkt hervorging.
Es ist klar, dass eine Person ihres Ansehens und ihrer (späteren) Position als Königin eine Partnerwahl nach politischen Erwägungen treffen, also eine Zweckbeziehung eingehen muss. Darauf weist das Quadrat zwischen der romantischen Fische-Venus und Saturn hin. Umso erstaunlicher, dass sie sich in ihren Ehemann Philipp II., den Sohn Kaiser Karls V., den sie am 25. Juli 1554 heiratete, wirklich verliebt hat. Dass diese Beziehung trotz des Arrangements schicksalhaft war, können wir aus dem harten Dreieck ersehen, das Venus und Saturn zum aufsteigenden Mondknoten bilden. So verbirgt sich also hinter der harten Schale ein weiches, liebendes Herz.
Ihre starke Religiosität und damit verbunden das unbeirrbare Festhalten an ihrem katholischen Glauben, das ihr zunächst den Verlust ihrer Privilegien und vieler Freunde bescherte, können wir an mehreren Horoskop-Merkmalen ausmachen: da ist zunächst die Fische-Sonne in einem weiten Quadrat zu Saturn in Schütze, was sie an den Prinzipien des Glaubens festhalten und sie die Verantwortung für die ihr richtig erscheinende Religion tragen liess, ferner das grosse Trigon zwischen Sonne, Jupiter und dem MC, das ihr nicht nur Erfolg für die ihr zugewiesene Aufgabe und Position als Königin brachte, sondern auch für die Religionsausübung als politische Richtung sowie ihren ganz persönlichen Lebensweg. Dass sie das Volk zunächst dafür motivieren und sogar begeistern konnte, ist aus dem die Trigonfigur ergänzenden Glücksdrachen ersichtlich, der den Mond (also das Volk) an der Spitze hat, sodass sie aus der anfänglichen Unterstützung des Volkes ihre ganz persönliche Befriedigung beziehen konnte (Mond Trigon Aszendent).
Der in die Opposition zu Pluto hinlaufende Jupiter zeigt allerdings nicht nur einen unbeirrbaren Glauben, sondern auch einen Hang zum Fanatismus. Dass es ihr an der nötigen Objektivität in Glaubensfragen fehlt, sehen wir auch an der Stellung des Neptun im 1. Haus.
Am Interessantesten ist ja vielleicht die Frage, wo in Marys Horoskop etwas zu sehen ist, was auf ihre behauptete Grausamkeit bei der Verfolgung von Protestanten hinweist und ihr den wenig schmeichelhaften Beinamen „Bloody Mary“ einbrachte. Mit Pluto in Aszendenten-Nähe hat sie zwar eine suggestive Wirkung nach aussen, fühlt sich aber oft unter Druck gesetzt, oder setzt sich selbst unter Druck, um ihren zwingenden Vorstellungen gerecht zu werden. Dabei wird sie von anderen zwangsläufig als mächtig und auch willensstark (Mars in 1) erlebt. Sie handelt jedoch nicht aus Boshaftigkeit, sondern fühlt sich zu ihrem Handeln verpflichtet (Mond Quadrat Saturn). Gleichzeitig spürt sie die Verantwortung, ihren Glauben mit allen Mitteln bei ihren Untertanen durchzusetzen (Jupiter Opposition Pluto am Aszendenten). Zu Beginn ihrer Herrschaft war Mary jedoch entgegen ihrem Ruf an Verständigung und Toleranz interessiert, erst als sich grosse Widerstände gegen die Wiedereinführung des Katholizismus vor allem in Adelskreisen regten, ordnete sie die Verfolgung und Hinrichtung dieser „Ketzer“ an.
Mit einem Wassermann-Merkur sollte Marys Denken und ihre Interessen eigentlich ungewöhnlich und originell sein, doch mit Merkur in Konjunktion mit Neptun steht auch hier wieder das Religiöse im Vordergrund. Auf ihre Umgebung wirkte sie aber vermutlich widerspenstig und borniert, da sie von ihren Ideen nicht abgehen wollte. Als Herrscherin führte sie jedoch einige wirtschaftliche Neuerungen ein, reformierte das Zoll- und Monopolsteuerwesen gravierend und versuchte, neue Märkte in Übersee zu erschließen. Davon profitierte jedoch vor allem ihre Nachfolgerin Elizabeth I.
In ihren letzten Jahren war Mary kränklich, sie litt an Fieberschüben, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Sie starb am 17. November 1558 mit 42 Jahren an den Folgen einer Influenza. Ihr Kinderwunsch war unerfüllt geblieben.
Sigrid Farber, Astromaster®
Vor 150 Jahren, am 6. Juni 1875 um 10:15, wurde in Lübeck Thomas Mann als 2. Sohn des wohlhabenden Lübecker Kaufmanns und Senators Thomas Johann Heinrich Mann und dessen aus Brasilien stammender Frau Julia geboren. Wie sein älterer Bruder Heinrich fühlte auch Thomas sich zur Schriftstellerei berufen. Während Heinrich vor allem eine sozial- und gesellschaftskritische Aussage in seinen Werken wichtig war, ging es Thomas wohl mehr um psychologische Aspekte. Für seine Stoffe ließ er sich von allem inspirieren, was er bei sich selbst, in seiner Umgebung und bei seinen Mitmenschen vorfand: Familientraditionen, Liebesaffären, erotische Irrungen und Wirrungen, Krankheiten, Skandale beschrieb er in kaum verhüllter Direktheit. Immer wieder richtete er dabei den Fokus auch auf die künstlerische Existenz, den Künstler als Mensch, dem alles erlaubt sein müsse, um sich kreativ auszudrücken. Gleichzeitig war es ihm aber auch wichtig, von der Gesellschaft anerkannt zu werden und einen gehobenen Status zu erlangen.
Der frühe Tod des Vaters riss die Familie mit 5 Kindern ziemlich unerwartet aus ihrem behaglich eingerichteten großbürgerlichen Heim, denn der Vater hatte per Testament verfügt, dass seine Firma und das dazugehörige Haus aufzulösen seien. Julia Mann zog daraufhin mit ihren 4 jüngeren Kindern nach München, wo sie von einer aus dem Erbe eingerichteten monatlichen Apanage lebte, jedoch nicht über die Gesamtsumme verfügen durfte.
Für Thomas bedeutete der Verlust des Vaters und seiner Heimatstadt allerdings auch eine Befreiung. Er, der mit Mühe seinen Schulabschluss geschafft hatte, konnte sich in München endlich als Schriftsteller etablieren, was sein Vater, der einen bürgerlichen Beruf für ihn vorgesehen hatte, wohl nicht geduldet hätte. Sein 1901 erschienener Roman „Buddenbrooks – Zerfall einer Familie“, der in Lübeck angesiedelt ist und ein Sittenbild der sogenannten besseren Gesellschaft vermittelt, verkaufte sich gut und verschaffte Mann genügend Bekanntheit, um in Münchens bessere Gesellschaft aufgenommen zu werden. Das Werk gilt als erster Gesellschaftsroman in deutscher Sprache, der Weltgeltung erlangte, und es brachte Mann 1929 den Nobelpreis für Literatur ein.
Werfen wir einen Blick auf Thomas Manns Horoskop, so fällt auf, dass sich die meisten Planeten in der oberen Hemisphäre und da im 4. Quadranten befinden. Das bedeutet, dass er die Umwelt braucht, um sich selbst erfahren und verwirklichen zu können, dass er sich aber auch mit seinen Talenten und Fähigkeiten der Gesellschaft und Öffentlichkeit zur Verfügung stellen muss. Sein gesellschaftlicher Ehrgeiz ist gross, er will und muss sich in der Aussenwelt beweisen. Für seine Literatur verwendet er reale Vorbilder, verfremdet sie zwar, doch für Kenner der damaligen Zeit sind sie dennoch erkennbar. Vergessen wir aber nicht: mit einer solchen Betonung des 4. Quadranten ist das Leben weitgehend vom Schicksal bestimmt, es gibt wenig Gestaltungsfreiheit, denn seinem Auftrag im Leben muss der Künstler folgen, da hat er kaum Wahlmöglichkeiten. Thomas Mann dürfte diese Rolle als „öffentliche Person“ aber gerne angenommen haben.
Obwohl er sich also an den Menschen und Vorkommnissen seiner Umgebung künstlerisch „bedient“, verrät uns die Betonung der linken Horoskophälfte, dass er vor allem seinen eigenen Interessen folgt und die Lebensweise führt, die ihm entspricht.
Auffällig ist, dass die „weiblichen“ Planeten Mond und Venus vom Zeichen her ausgesprochen gut stehen: der Mond in seinem eigenen Zeichen Krebs, Venus in ihrem Zeichen Stier. Noch dazu bilden Mond und Venus die Wurzeln der beiden Dispositorenketten, welche die unbewusste Motivation für Verhaltensweisen des Horoskopeigners abbilden.
Diese Betonung des Weiblichen in seinem Wesen macht Thomas Mann sicher feinfühlig und beliebt; Frauen fühlen sich besonders angesprochen: er wirkt so, als ob er tiefe Gefühle hätte, auch wenn es in Wirklichkeit vielleicht gar nicht so ist: So verwundert es nicht, dass er zunächst auf seine spätere Schwiegermutter Hedwig Pringsheim und deren Freundin Elsa Bernsttein grossen Eindruck machte, als er während seiner Brautwerbung für Katia Pringsheim des öfteren im Palais der Familie eingeladen war. Den Vater konnte er nicht so leicht für sich einnehmen.
Katia hatte er übrigens in einem Münchener Konzertsaal erblickt, war von ihr fasziniert, weshalb er beschloss, „die oder keine“. Katias familiärer Hintergrund – die Familie des reichen jüdischen Universitätsprofessors und Kunstmäzens Alfred Pringsheim residierte in einem Palais mit 1500 qm Wohnfläche – könnte ihn in seinem Entschluss bestärkt haben, denn der Wunsch, sich in der gehobenen Gesellschaft zu etablieren und selbst zu Wohlstand zu gelangen, ist mit einem MC im auf materielle Sicherheit ausgerichteten Zeichen Stier ausgeprägt und wird durch die Stier-Venus am MC noch verstärkt. Und der Jungfrau-Aszendent im Trigon zum Steinbock-Mars hält ihn zu vernunftbetontem und zugleich effektivem Handeln an.
Es dürfte aber noch einen weiteren Grund für dieses zielgerichtete Vorgehen beim Werben um die intelligente und schöne Katia gegeben haben, die als eine der ersten Frauen als Studentin an der Universität München zugelassen war. Wie uns Thomas Manns frühe Novellen („Tonio Kröger“, „Der Tod in Venedig“) und auch Briefe und Tagebücher verraten, bestanden bei ihm homoerotische Neigungen, die er jedoch nicht auslebte, sondern literarisch verarbeitete. Eine bürgerliche Ehe schien ihm wohl der beste Schutzschild zu sein, um seine erotischen Vorlieben im Zaum zu halten, da ein Bekenntnis dazu zur damaligen Zeit seiner Karriere sicher nicht förderlich gewesen wäre.
Astrologisch lässt sich die gleichgeschlechtliche Veranlagung nicht nur aus den gutgestellten weiblichen Planeten Mond und Venus erkennen, die ihn weich und gefühlvoll erscheinen lassen, sondern auch aus dem grossen Trigon zwischen Mars, Neptun und dem Aszendenten. Mars/Neptun bedeutet meist eine geschwächte Männlichkeit, und in Verbindung mit dem Aszendenten kann es da schon zu einer Verheimlichung und Vertuschung der eigenen Anlagen kommen.
Aber kommen wir nun zum Schriftsteller Thomas Mann. Ist dieses Talent astrologisch angezeigt?
Der Aszendentenherrscher Merkur, der auch über das 2. Haus der Talente regiert, steht im sensiblen, phantasievollen Krebs-Zeichen, befähigt zu einer bildhaften Sprache und zur einfühlsamen Dichtkunst, da die Gedanken meist von starken Gefühlen begleitet sind. Thomas Mann liebte es, aus seinen Werken öffentlich vorzutragen, wie zahlreiche Lesereisen belegen.
Mit der Zwillinge-Sonne ist Mann vielseitig interessiert, intellektuell, gebildet, kritisch, geistreich, schlagfertig und kontaktfreudig, hat eine rasche Auffassungsgabe und eine hoch entwickelte Lernfähigkeit. Zudem ist er wissbegierig, sprachkundig und wortgewandt. Da sich die Sonne im 10. Haus befindet, ist sein Identitätsgefühl stark mit der Karriere und den beruflichen Leistungen verknüpft, das heisst, der Beruf oder die Berufung bedeuten ihm persönlich sehr viel mehr als reiner Gelderwerb. Thomas Mann strebt nach sozialem Aufstieg, nach gesellschaftlicher Anerkennung, und sicher sonnt er sich gerne im Rampenlicht. Zugleich trägt Pluto als elevierter Planet in Konjunktion zum MC zum starken Erfolgswillen, zum Macht- und Geltungsdrang bei. Dieser Mensch ist präsent, er wird in der Öffentlichkeit gut wahrgenommen.
Merkur spielt in Manns Horoskop eine bedeutende Rolle, denn er ist auch der Sonnenherrscher und macht den Künstler innerlich weicher, als es nach aussen hin den Anschein hat, ausserdem verleiht er Mann auch psychologisches Gespür. Umso erstaunlicher, dass dieser Merkur bis auf ein ungenaues Anderthalbquadrat zu Saturn unaspektiert ist. Das könnte auf eine gewisse Verunsicherung im Ausdruck, in der präzisen Wortwahl hinweisen, aber auch einen Hinweis auf die Sonderstellung dieses Planeten liefern, der dadurch eine besondere Konzentration auf die geistig-intellektuelle Ausdrucksweise erfordert und schliesslich zur verbalen und schriftlichen Meisterschaft des Dichters führt.
Wie es einem Jungfrau-Aszendenten und überhaupt einem überwiegend vom Erd-Element geprägten Menschen entspricht, entsprangen die literarischen Ergüsse Thomas Manns nicht nur einem inspirativen Funken (meist durch ein reales Ereignis hervorgerufen), sondern waren das Resultat genauer Recherchen und disziplinierter Kleinarbeit; er arbeitete methodisch, präzise und unermüdlich, legte grossen Wert auf feste Strukturen. Bekanntermaßen arbeitete der Schriftsteller vormittags zu fixen Zeiten, wobei ihn niemand stören durfte, dann nahm er das Mittagessen ein. Am Nachmittag pflegte er zu ruhen, seine Korrespondenz zu erledigen oder Spaziergänge mit seinem Hund zu unternehmen, dabei traf er oft auf interessante und inspirierende Begegnungen. Die Abende waren Theater- oder Konzertbesuchen gewidmet. Seine Frau Katia führte mit Hilfe einiger Angestellter den Haushalt, zog die 6 gemeinsamen Kinder praktisch allein auf und hielt ihm den Rücken frei von jeglichem häuslichen Kleinkram. Sie war ihm eine treue Gefährtin, die erste Begutachterin seiner Werke, aus denen er ihr gerne vorlas, sowie verlässliche Stütze auf einem von Ruhm und Ansehen, aber auch von privaten und politischen Krisen und Katastrophen begleiteten Lebensweg.
Er, der sich lange als konservativ und unpolitisch bezeichnete, der von einigen zeitgenössischen Schriftsteller-Kollegen wegen seines grossbürgerlichen Lebensstils kritisiert und dem vielfach Manierismus, Narzissmus und Substanzlosigkeit vorgeworfen wurde, wandelte sich zu Beginn der 1920er Jahre zu einem überzeugten Demokraten und Verteidiger der Weimarer Republik und später zu einem gewichtigen Gegner der Nazis, auf deren Gefährlichkeit er in zahlreichen öffentlichen Auftritten hinwies. So nannte er den Nationalsozialismus „eine Riesenwelle exzentrischer Barbarei und primitiv-massendemokratischer Jahrmarktsrohheit“. Seit Thomas Mann im Jahr 1929 der Literaturnobelpreis verliehen worden war, erhielten seine Worte in der Öffentlichkeit ein besonderes Gewicht. Von den Nazis wurde er daher geächtet.
Aus diesem Grund emigrierte Mann mit seiner Familie 1933 in die Schweiz und 1938 in die USA – die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm entzogen, sein in Deutschland verbliebenes Vermögen beschlagnahmt. In einer bemerkenswerten Rede nach seiner Ankunft in New York sagte Thomas Mann: „Wo ich bin, ist Deutschland, ich trage die deutsche Kultur in mir.“
Die Flucht ins Ausland könnte durch Neptun im 9. Haus widergespiegelt sein, die Betroffenheit darüber durch Chiron im 9. Haus. Dank Pluto, dem Herrscher des 4. Hauses, in Haus 10, liess Mann sich durch die Krise und den Krieg in seiner Heimat nicht unterkriegen, sondern zeigte Macht und Einfluss in der Öffentlichkeit auch im Exil. Frau und Kinder waren mitgekommen, sie alle Regimegegner und teilweise aktiv im Widerstand. Nach Kriegsende blieben die Manns in den USA, denn nach Deutschland wollten sie nicht zurückkehren. Mann vertrat die These von der Kollektivschuld der Deutschen im Dritten Reich, was ihm gehässige Kritiken einbrachte, von denen er sich jedoch nach wie vor nicht einschüchtern liess. In Manns 60. Lebensjahr, also 1935, war der zur Geburt rückläufige Mars in Manns Horoskop progressiv direktläufig geworden und trug sicher fortan noch mehr zur bestimmten, eindeutigen politischen Haltung des Schriftstellers bei.
1952 kehrte Thomas Mann in die Schweiz zurück, liess sich mit Katia und der ältesten Tochter Erika in Kilchberg am Zürichsee nieder, wo er 1955, wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag, verstarb. Er hinterlässt ein umfangreiches Werk, das fester Bestandteil der deutschen Literatur geworden ist.
© Sigrid Farber, Astromaster®
Am 31. Jänner 2025 feiern wir den 228. Geburtstag des großen österreichischen Komponisten Franz Schubert, der leider viel zu früh, schon mit 31 Jahren, am 19. November 1828, verstorben ist. Die Rezeption seiner Person und seines Werks hat sich in den letzten 200 Jahren entscheidend verändert. Ursprünglich als schwächlicher, sentimentaler Lied-Komponist und verkanntes Genie ohne Einkommen, dafür mit einem schwärmerischen Hang zu unerreichbaren Frauen wahrgenommen, ist sich die zeitgenössische Musikforschung einig, dass Schubert zu einem der größten musikalischen Talente des 19. Jahrhunderts zu zählen ist, der eine Brücke schlug zwischen Klassik und Romantik und vor allem dem Lied als eigenständiger Kunstform zu einem ersten Höhepunkt verholfen hat. Er war nicht so mittellos, wie gerne vermittelt wird, doch dürfte er ein eigenwilliges Verhältnis zu Geld gehabt haben, das er gerne für Feste und Trinkgelage im Freundeskreis ausgab und nicht zur Seite legte.
Schubert hat trotz seines kurzen Lebens in allen Gattungen seiner Zeit Außerordentliches geschaffen und wird in der heutigen Musikwissenschaft neben Beethoven als der Begründer der romantischen Musik im deutschsprachigen Raum angesehen. „Franz Schubert hat eine Welt von Poesie in Musik verwandelt. Er hat das Kunstlied auf eine bis dahin nicht gekannte Höhe geführt.“ ( Dietrich Fischer-Dieskau, Auf den Spuren der Schubert-Lieder. Werden – Wesen – Welten, dtv/Bärenreiter München 1976, S. 9.). Dabei ist nicht eine musikalische Idee leitend, sondern die sprachliche, poetische Vorgabe.
Wer war dieser Mann, im 19. Jahrhundert wegen seiner gedrungenen Figur und seines mondhaft-gedunsenen Aussehens oft als „Schwammerl“ verunglimpft, wirklich? Unzählige Bücher, Filme und wissenschaftliche Arbeiten existieren über den Musiker. Wir wollen uns ihm heute aus astrologischer Sicht annähern.
Dass er nicht der bemitleidenswerte, ärmliche, unscheinbare Künstler war, der sich in hoffnungslosen Schwärmereien verlor, sehen wir Astrolog:innen in seiner Radix. Mit 8 Planeten über dem Horizont, je 4 im 3. und 4. Quadranten, war Schubert ein durchaus geselliger Mensch, der die Umwelt brauchte, um sich selbst erfahren und verwirklichen zu können. Körperliche Belange waren ihm weniger wichtig, so deuten wir einen leeren 1. Quadranten im Horoskop, und auch die Selbstdurchsetzung war nicht seine große Stärke.
Da alle persönlichen Planeten in der oberen Horoskophälfte stehen, wurde Schubert gut wahrgenommen, wirkte jedoch nach außen stärker, als er sich wirklich innerlich fühlte. Der aufsteigende Mondknoten am Aszendent unterstreicht einerseits seine große Empfindsamkeit, weist aber auch darauf hin, dass er lernen musste, allein zurechtzukommen und dabei auf seine innersten Bedürfnisse zu horchen.
Trotz seiner starken Wassermann-Betonung im Horoskop (Sonne, Merkur und Pluto befinden sich in diesem Zeichen) wirkt er auf andere Menschen unmittelbar vor allem durch seinen empfindsamen Krebs-Aszendenten. Überhaupt ist das Wasser-Element in Schuberts Radix betont, was auf eine starke künstlerische Veranlagung, auf Einfühlsamkeit, Sensibilität, Mitgefühl hinweist. Das Zeichen Krebs steht für die eigene seelische Identität, für Natürlichkeit und Ursprünglichkeit und bewirkt ein großes Anlehnungs- und Zärtlichkeitsbedürfnis, ein Bedürfnis nach Wärme, Geborgenheit und Zuwendung. Der Mond als Aszendenten-Herrscher befindet sich im ebenfalls sehr feinfühligen Fische-Zeichen in Konjunktion mit Jupiter, was ihn nochmals sehr gefühlsbetont, verträumt und romantisch macht, aber auch seine weltoffene und begeisterungsfähige Seite zeigt. Der Fische-Mond weist in seiner höchsten Form auf eine geniale künstlerische Begabung hin, kann aber auch in ein Suchtverhalten kippen, wie das bei Schubert wohl auch der Fall war.
Beide, Mond und Jupiter, befinden sich im 10. Haus. Wenn der Geburtsherr (= Aszendentenherrscher) im 10. Haus steht, dann braucht der Mensch zur Selbstverwirklichung die Öffentlichkeit, denn er will sich nach außen präsentieren. Er muss seine Seelenbedürfnisse der Gesellschaft zur Verfügung stellen, somit steht das Lebenswerk mit der ganzen Person in Verbindung. Das Zeichen Fische am MC zeigt, dass der Lebens- und Berufsweg eher intuitiv und kreativ gestaltet wird. Der Mond, noch dazu als Geburtsherr Schuberts allerpersönlichster Planet, bringt ihm in so exponierter Position zwar eine gewisse Beliebtheit, vielleicht sogar Popularität, verleiht ihm aber auch ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Gesellschaft, von der er sich dennoch nicht vereinnahmen lässt.
Dazu kommt, dass nur 3 Tage vor Schuberts Geburt ein Neumond im Zeichen Wassermann stattgefunden hat. Wer in einer zunehmenden Mondphase geboren wird, hat die Lebensaufgabe, etwas auf die Beine zu stellen, und mit Wassermann etwas Neues, Einzigartiges, Unkonventionelles zu schaffen. Da der Mond bis zu Schuberts Geburt aber in das Fische-Zeichen gewandert ist, soll etwas Individuelles in das Kollektiv übergeführt werden, um der Gefahr der Vereinzelung zu entgehen.
Der Mond herrscht nicht nur über den Aszendenten und das 1. Haus, sondern auch über das 2. Haus, welches Begabungen und Talente anzeigt. Mit der Mond-Stellung im 10. Haus muss Schubert sich selbst in der Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen und seine Begabungen der Öffentlichkeit und Gesellschaft zur Verfügung stellen, er hat fast keine andere Wahl.
Hatte er die Wahl oder nicht? Franz Peter wird als 13. von insgesamt 20 Kindern des Lehrers und Musikers Franz Theodor Schubert und seiner Frau Elisabeth geboren, einer ehemaligen Köchin (und Vater Schuberts 2. Frau). Das 4. Haus im Zeichen Jungfrau ist ein Hinweis auf eine pflichtbewusste, anpassungsbereite Lehrerfamilie, das Fische-MC wiederum zeigt uns einen künstlerisch tätigen Vater. Von den Kindern erlebten außer Franz nur 4 ihren 1. Geburtstag, 4 weitere erreichten das Erwachsenenalter. Der Vater erkannte das musikalische Talent seines Sohnes und brachte ihm bereits im Alter von 5 Jahren das Violinspiel bei. Er sorgte außerdem dafür, dass Franz Peter ab 7 Jahren regelmäßigen Orgelunterricht erhielt. Wegen seiner schönen Stimme wurde das Kind im Oktober 1808 als Sängerknabe in die Wiener Hofmusikkapelle und in das kaiserliche Konvikt aufgenommen. Schubert lernte dort viele seiner späteren langjährigen Freunde kennen – wie Joseph von Spaun, Albert Stadler und Anton Holzapfel.
Die Förderung durch die Familie sehen wir in der Radix, da Merkur, der Herrscher des 4. Hauses, sich im 9. Haus befindet (die Familie unterstützt eine höhere Ausbildung). So konnte der kleine Franz sein musikalisches Talent bestmöglich entfalten. Bereits im Alter von 13 Jahren komponierte er seine erste Klavierfantasie, mit 14 ein Streichquartett und verschiedene Lieder.
Als Schuberts Mutter 1812 am Typhus stirbt (in der Progression hat sich die Sonne bis auf wenige Bogenminuten an Pluto angenähert, und das Quadrat zwischen Mond und Saturn ist ganz exakt geworden, zudem ist der progressive Mond in die Opposition zu Mars gegangen), bedeutet das eine grausame Zäsur im Leben des Jungen, der sehr an seiner Mutter hing und sie bis über den Tod hinaus idealisiert hat, wie uns der Geburtsherr in Fische in Konjunktion zu Jupiter mitteilt. Das Problem der seit der frühen Jugend nicht vorhandenen Mutter erkennen wir aber auch im Quadrat zwischen Mond und Saturn im 12. Haus. Es weist auf eine tiefe emotionale Verletzung hin, die in der Folge eine seelische Verschlossenheit auslöst. Unterstrichen wird das noch durch Chiron, der sich im 4. Haus befindet und eine unheilbare Verletzung im Zusammenhang mit der Familie anzeigt. Schubert fühlt sich oft einsam und ungeliebt, er bewegt sich zeitweise am Rand der Depression.
Wie in der Radix angezeigt, gibt es in Schuberts Innenleben 2 widersprüchliche Komponenten: auf der einen Seite sein weicher, sensibler Persönlichkeitsanteil, repräsentiert durch die starke Wasserbetonung mit dem Krebs-Aszendenten, Mond, Jupiter und MC in Fische sowie Neptun in Skorpion. Auf der anderen Seite geht es mit Sonne, Merkur und Pluto in Wassermann, einer Merkur-Uranus-Rezeption sowie dem Quincunx-Aspekt zwischen Sonne und Uranus um das Aufbrechen verkrusteter Strukturen und die Verwirklichung von Utopien. Diese Wesensanteile zeigen uns jemanden, der sich nicht anpassen mag, der seinen ganz persönlichen Weg geht und in so manchen musikalischen Bereichen – wie zum Beispiel in der Liedkomposition - ein großer Neuerer ist. Beide Anteile zusammen (Intuition und Inspiration) bilden die Grundlage für das grandiose Werk, das uns Franz Schubert hinterlassen hat. Zusammengeführt werden diese unterschiedlichen Charakterzüge durch ein Sonne-Neptun-Quadrat, das zwar auf große Einfühlsamkeit, manchmal sogar Traumverlorenheit, hinweist und auf eine Persönlichkeit, die nicht in sich selbst verankert ist. Dem fehlenden Urvertrauen und der Suche nach der eigenen Identität stellt Schubert seinen künstlerischen Selbstausdruck durch die Musik entgegen. Das Beste, was er in so einem Fall – und mit seinem Talent – tun kann.
Aber wer hätte vermutet, dass der stärkste Planet in Schuberts Radix ein Widder-Mars ist? Durchsetzungsstark, sportlich, kämpferisch – sind das die Attribute, die wir dem Komponisten zugestehen würden? Spontaneität und Lebenskraft zeichnen einen Menschen mit Widder-Mars aus, diese befähigen ihn zu außergewöhnlichen Leistungen, doch hat er oft Mühe, Projekte geduldig zu Ende zu führen, denn Geduld ist nicht seine Stärke. Nun hat Franz Schubert aber in seinem kurzen Leben über 600 Lieder, 7 vollständige und 5 unvollendete Symphonien, Ouvertüren, Bühnenwerke, Klavier- und Kammermusik sowie Messen komponiert, also ein vielfältiges und reiches Werk hinterlassen. Dieses zu schaffen, scheint ihm leichtgefallen zu sein, denn manchmal komponierte er kurzerhand ein Lied, wenn er im Wirtshaus seine Zechschulden nicht bezahlen konnte.
Es stimmt, Mars steht in Widder stark, hier noch dazu im 11. Haus (als Herr von 11), einem Wassermann-Haus. Schubert, das ist bekannt, hatte einen großen Freundeskreis, der ihn Zeit seines Lebens moralisch und auch finanziell unterstützte und ihm die Familie ersetzte. Mit Hilfe seiner Freunde wurden musikalische Soireen, die sogenannten Schubertiaden, ins Leben gerufen, die ihm öffentliche Bekanntheit, auch über Wien hinaus, verschafften. Und auch er wendete viel Energie für seine Freunde auf. Mars bildet aber ein gradgenaues Quincunx zu Neptun im 5. Haus und ein nicht ganz so exaktes Quincunx zu Uranus im 4. Haus, also eine Yod-Figur mit Mars als Apex-Planet. Mars/Neptun lähmt die Energie, schwächt und verunsichert die Männlichkeit, bedeutet aber auch ein friedliebendes, entgegenkommendes Wesen sowie die Sehnsucht nach (männlicher) Zärtlichkeit. Mars/Uranus wiederum will Konventionen abschütteln, die aus seiner Herkunft herrühren. Neuere Forschungen meinen beweisen zu können, dass Schuberts Verhältnis zu seinen engen Freunden, insbesondere zu dem Schauspieler Franz von Schober und dem Dichter Johann Mayrhofer, nicht rein platonischer Natur war, sondern homosexuelle Züge aufwies. Mit beiden lebte er zeitweise zusammen.
Liebesaffären mit Frauen sind hingegen nicht bekannt. Schwärmereien dürften ihm im späteren 19. Jahrhundert angedichtet worden sein. Allerdings dürfte sich Schubert in jungen Jahren bei einer Prostituierten mit Syphilis infiziert und an den Langzeitfolgen sein Leben lang gelitten haben, die letztendlich auch für den frühen Tod (Todesursache Typhus) verantwortlich waren. Auf eine schwache Gesundheit weist vor allem das Quadrat zwischen der Sonne und Neptun hin, sowie die Stellung von Saturn als Herr von 8 in 12. Außerdem läuft die Sonne auf Pluto, den Herrscher des 6. Hauses, zu.
Das Besondere im Horoskop dieses genialen Musikers ist auch noch eine zweite Yod-Figur, diesmal mit Uranus als Apex-Planet, der Quincunxe zur Sonne und zu Mars bildet. Hier sehen wir einen Menschen, der seinen eigenen Weg verfolgt und sich gegen alles zur Wehr setzt, was sich diesem Weg entgegenstellen könnte. Das kurze Intermezzo als Schulgehilfe seines Vaters beendete Schubert nach 2 Jahren, um sich ganz dem Komponieren widmen zu können.
Uranus im 4. Haus lässt sich wunderbar mit einem der bekanntesten Lied-Titeln aus dem Liederzyklus „Winterreise“ assoziieren: „Fremd bin ich eingezogen – fremd zieh ich wieder aus.“ Aus dem Familiennest ist Schubert geflüchtet, um sich selbst zu verwirklichen, was ihm auf großartige Weise gelungen ist.
Wenn wir dieses genialen Komponisten und großen Sohn Wiens gedenken wollen, dann am besten, indem wir uns eines seiner Werke anhören. Ich wage zu behaupten, dass es für jeden Geschmack ein solches (mindestens) gibt.
© Sigrid Farber, Astromaster®